Wie Menschen verschwinden...
Nein, nein. Man lasse sich nicht täuschen. In einer "Bedarfsgemeinschaft" hat nur diese ihre Berechtigung.
Die verzweifelten Bemühungen der Jobcenter, alleinstehenden Menschen eine Lebensgemeinschaft mit
irgendwem nachzuweisen, mit dem diese ledige Person Kontakt hat, irgendwie, sind alle dem Zweck gewidmet,
dieses Alleinstehend-Sein zu verändern, um es in eine "Bedarfsgemeinschaft" münden zu lassen.
Das spart schon mal Geld, denn eine Bedarfsgemeinschaft erhält weniger Geld, als zwei alleine lebende
Personen.
Was bedeutet dabei schon die sogenannte Emanzipation, die Gleichberechtigung der Frau? Diese muss in
einem Fall der Bedürftigkeit auf dem Altar der alternativlosen Staatsbedarfe geopfert werden, das ist doch
klar. Selbstbestimmung? - Des Menschen, der Frau? Weg damit, wenn es um das Geld des Staates geht.
Es war schon immer das Schicksal armer Frauen, ihren Männern zur Seite zu stehen, die das kümmerliche
Gnadenbrot verdienen mußten - und müssen - das die Familie nicht ernährt.
Wenn es die Staatsfinanzen - egal, aus welchen windigen Gründen auch immer - zu gebieten scheinen, dass
gespart werden soll, hat auch die Gleichberechtigung der Frauen zum Mindesten in jenen Fällen, in welchen
eigener Reichtum als Voraussetzung für Unabhängigkeit nicht gegeben ist, zurück zu stehen. Wenn es der
Arbeitsmarkt nicht mehr hergibt, dass alle gut verdienen, die arbeiten wollen, dann müssen eben jene
verzichten, welche die passenden Voraussetzungen für ein gutes Einkommen nicht mitbringen.
Bedarfsgemeinschaft bedeutet, füreinander einzustehen, der Staat verabschiedet sich so weitgehend, dass
mindestens eine Person in diesem Spiel auf der Strecke bleibt. Es gibt nur eine Nummer für die
Bedarfsgemeinschaft, in der alle Personen aufgehen, die darin enthalten sind. Meistens verschwindet als
erste die weibliche Person - falls Kinder da sind, diese ebenfalls.
Oh, diese Menschen verschwinden nicht wirklich - nicht real - sie sind nach wie vor beim Einwohnermeldeamt
verzeichnet,- sie existieren weiter mit ihren Leben, - jedoch nicht beim Jobcenter. Von diesem bekommen sie
ihren Anteil an Geld, aber sie erscheinen in den Bescheiden nicht. Dort steht nur "Bedarf für die
Bedarfsgemeinschaft", mehr nicht. Der "Haushaltsvorstand" wurde wieder aus der Mottenkiste alter Zeiten
hervorgekramt, und das ist nach alter Lesart nun mal der Mann. Er ist es, der zu verdienen hat, und sei es
noch so geringfügig, und der Bedarfsgemeinschaft als solcher vorzustehen hat - um die Anträge auszufüllen
und einzureichen, damit der Bedarf für alle festgelegt werden kann.
Genauso wird es dann auch gehandhabt: Der Bescheid enthält lediglich die nötigen Zahlen, und ist an den
Haushaltsvorstand gerichtet. Es besteht zwar theoretisch die Möglichkeit, das Ganze getrennt bearbeiten
zu lassen. Das jedoch bedeutet Mehrarbeit für die Jobcenter, und mehr an Fehlermöglichkeiten, also wird
die Bedarfsgemeinschaft alsbald ermahnt, sich nicht zu haben, und das Ganze zu vereinfachen. Dieses
Ansinnen wird untermauert durch ignorieren der einzelnen Anträge. Irgendwann geben die davon betroffenen
Menschen zumeist entnervt auf.
Es erscheint als Teil des Ganzen dieser Art der Armenbetreuung, dass die Menschen klein gemacht,
gedemütigt und zugerichtet werden auf einen Arbeitsmarkt, in dem immer weniger Menschen gebraucht
werden. Sie werden zubereitet, sich für ein Spottgeld anbieten und verkaufen zu müssen. Der sogenannte
Leiharbeits- und Niedriglohnsektor, der sich immer mehr ausbreitet, gebietet solches Vorgehen, und
entschuldigt jede Gemeinheit, jegliche Benachteiligungen.
Damit das Ganze auch funktioniert, und genauso angenommen wird von der Allgemeinheit, wurden die
Menschen, welche sich dieser Art Behandlung unterziehen müssen, systematisch schlecht gemacht,
verleumdet, und der Faulheit bezichtigt. Es wurde verbreitet, dass diese Menschen an regelmässige
Tagesstrukturen erst einmal gewöhnt werden müssten. Auch dieses Vorgehen hat sich etabliert und
wurde verselbständigt, so dass manche dieser Menschen regelmässiger in Strukturen leben und
funktionieren, als viele andere Leute mit einem ertragreichen Job. Und, diese Menschen tun dies oft
schon seit vielen Jahren, in denen sie für Billiglohn jene Jobs erledigen, die andere angeblich nicht mehr
erledigen wollen.
Wer nicht spurt, den erwartet die Todesstrafe: Sanktion bis auf Null - nichts mehr, keinen Cent an Geld.
Und es trifft alle in der Bedarfsgemeinschaft, denn - es gibt nur eine Nummer hinter der die Ehefrauen
und Kinder verschwinden - und keine eigenständigen Existenzen mehr sind. Das Schicksal wird ihnen
allen übergestülpt, - Gleichberechtigung erschöpft sich darin, auf den Kopf gestellt worden zu sein, sodass
alle lediglich das selbe Schicksal zu teilen haben - und das war es. Die Würde des einzelnen Menschen
ist nicht mehr gefragt, - wurde in diesen Fällen eliminiert.
Das bedeutet für die Menschen, dass auch Gleichberechtigung dem Markt unterworfen wurde - man muss
sich diese erst einmal leisten können. Wer Frondienst leistet für Hungerlohn kämpft um jede Krume Brot,
um jede Sekunde Existenz - wer auf Null sanktioniert wird, kämpft um das nackte Überleben. So sind die
armen Leute beschäftigt, auch wenn es kaum Arbeit für sie gibt, und manchmal stirbt auch so ein Mensch
an den Folgen solcher "Fürsorge", und sorgt dafür, dass der Staat noch mehr einspart.
Alles wurde zu einer Frage des Marktwertes gemacht - auch das Leben der Menschen, dessen Inhalte, -
einfach alles, was Menschen betrifft.
Und - was das Erschreckende dabei ist: Es gibt genug Leute, die ein solches Vorgehen befürworten und
gut finden. Die politischen Bestreben gehen ebenfalls in die Richtung, jeden Menschen der es wagt
arbeitslos zu werden, der Vogelfreiheit preis zu geben - denn die Politik hat sich anderen Aufgaben
zugewandt, die als wichtiger bezeichnet werden, als den Bürgern ihr Leben zu erhalten und zu garantieren,
wie es das Grundgesetz einst vorgesehen hatte. Auch die Menschenrechte sind uninterressant geworden,
und werden lediglich als Druckmittel gegenüber anderen Staaten eingesetzt.
Alles, was an Arbeitsrechten einst von den Menschen, Gewerkschaften, Menschenrechts-
und Frauenrechtskämpfer/innen errungen worden war, ist längst wieder geschleift und abgeschafft.
Die Gewerkschaften sind bestochen und gekauft, die Lobbys triumphieren und feiern ihre Etablierung
in der Regierung, wo sie mit an den Tischen sitzen und die Gesetze selber schreiben.
Jene Menschen, welche die Folgen solcher Politik auszuhalten und durchzustehen haben, werden fertig
und krank gemacht, denn sie sind mitten in ihren Widrigkeiten dem Hohn und Spott einer widerwärtigen
Propaganda gegen sie ausgesetzt. Es gibt immer genug Speichellecker und Erfüllungsgehilfen einer
solchen Politik, die willlig den Vollzug der Feinseligkeiten gegen diese Menschen noch vervollkommnen.
Um die Rechte ist es schlecht bestellt, wenn Menschen zum Verschwinden gebracht werden können hinter
einer simplen Bearbeitungsnummer, die keine Einzelpersonen mehr beinhaltet. Es ist nicht einmal mehr
Sippenhaft, denn eine Sippe gibt es nicht mehr - es gibt den vagen Begriff der Bedarfsgemeinschaft, der alles
an Lebendigkeit auslöscht, was darunter zu verstehen ist.
Frauen zumeist verschwinden wieder - es ist der Schleier der Ignoranz und absichtlichen Entwertung, der über
sie und ihre Leben geworfen wird.
Alte Menschen - auch wieder zumeist Frauen, denn diese leben häufig länger als Männer - werden ins Ausland
entsorgt. Dorthin, wo die Versorgung der Alten billig und marktgerecht für diesen Staat ist, der nur noch auf sich
selber und seine Funktion für die Eliten und Besitzenden fixiert ist.
Nach einem "gleichberechtigten Leben in Armut" folgt für diese Frauen die Entsorgung in ein Umfeld, das sie auch
nicht gleichberechtigt wahrnimmt. Das Gnadenbrot - im günstigen Fall - verabreicht in fremdem Land von Leuten, die
nicht die selbe Sprache sprechen, nicht die selbe Lebensart haben.
Die Angehörigen finden es gut, denn sie sind schon längst zugerichtet worden auf diese Art der Situation, damit
diese weiter zur Verfügung stehen, bis auch sie ausgelutscht und alt ebenfalls einer derartigen Endlösung
zugeführt werden.
Keiner schreit auf, denn das schafft ja Arbeit in Ländern, in denen es daran mangelt. Wer sollte sich dagegen
auflehnen wollen, wenn Arbeit weltweit zum neuen Gott erklärt wurde, - wenn das marktkonforme Existieren nun
als Grundbedürfnis jedes Menschen etabliert wurde?
Win-win-Situationen sind wichtiger geworden, als Menschenrechte und Leben der einzelnen Personen.
Einzelne Berechtigungen müssen dahinter zurückstehen, wer aufmuckt wird erschossen - auch das hatten wir
inzwischen schon wieder. Erinnerungen an unselige Zeiten faschistischer Art werden wach, aber diese
sollen nicht artikuliert werden, denn, wenn das heute geschieht ist das angeblich ganz etwas Anderes.
Schliesslich sind wir doch die Geläuterten, auch wenn es nicht so aussieht.
Wir erleben heute in allen Facetten mit, wie sich solche Regime etablieren können, und die Menschen
schweigen - dies sogar begrüssen als Notwendigkeit.
Denn, fast keiner lehnt sich auf, während die Staatsapparate ihre Abwehr gegen Rebellion verstärken und
ausbauen. Irgendwann wird es verdammt schwer werden, diese Etablierung des Gegenteils von Demokratie
wieder loszuwerden. An die Nachfahren denkt sowieso fast kein Mensch mehr - an die Wenigen, die noch
entstehen - denn, die meisten wollen keine Kinder mehr.
Es ist eine Kultur des Todes und der Auslöschung die uns umgibt inzwischen. Eines der Anzeichen dieser
Kultur war die Gemeinschaftsnummer der Bedarfsgemeinschaft - denn sie beinhaltet ja schon die Auslöschung
der einzelnen Person, der persönlichen, berechtigten Existenz eines Menschen. Mit dieser Nummer wurde die
Existenzfrage des Einzelnen ausgelöscht. Da es zumeist Frauen betrifft, wurde damit auch deren Existenz als
Mütter eliminiert - und im Folgenden die Existenz der Kinder, falls vorhanden.
Die Menschen leben in diesen Vorgaben, und richten sich danach aus.
Wir werden so nicht überleben können - nicht als Volk und Staat, und nicht als Einzelne. Was werden soll, darüber
denken noch einige Unermüdliche und zähe Menschen nach, die zu widerstehen versuchen, solange sie noch die
Kraft dazu haben, - die Meisten jedoch ducken sich weg, und lassen dem Schicksal seinen Lauf.
Die Vorgänge in diesem Staat haben die Menschen dazu gebracht aufzugeben - sich, ihren Stolz, ihre Eigenheiten.
In alten Zeiten nannte sich solches Geschehen Unterwerfung - Knechtung - Versklavung.
Heute finden sich andere Worte dafür, wie solche, dass der Mensch sich an den Bedürfnissen der Märkte zu orientieren
habe. An die Stelle der Rechte ist die Verhandelbarkeit der Lebensberechtigung gesetzt worden.
Im Grunde ist es das Gleiche wie in finsteren Vorzeiten, und die neue Sprache ist lediglich das Mittel zum Zweck der
Betäubung, bis die Sklaven unterworfen sind. Danach verschwinden zu viele davon hinter der Gemeinschaftsnummer der
Bedarfsgemeinschaften, wo man sie ihrem persönlichen Elend überläßt, das damit nicht mehr unmittelbar wahrnehmbar ist.